
Metalmessage
(April 2007)
Harmonische Kollektivität
Diese potente Black Metal-Truppe mit
Hang zu Todesmetallischem wurde am Ende des Jahres 1996 im
nordrheinwestfälischen Hagen in Trioformation gegründet.
Atmosphärische Einschübe und feine Melodiken gesellten sich
schnell zu ihrer überwiegend recht rasanten Nachtmusik dazu.
Mittlerweile haben die auch auf den Bühnen sehr aktiven
Nordafrost eine Demo-CD namens Dominus Frigoris sowie
einen weiteren Tonträger mit dem programmatischen Titel
North Arise auf dem Label Heavy Horses
veröffentlicht. Seit Anfang 2006 sind sie als Quartett
unterwegs, und jüngst bestaunte ich diese Schwarzmetallkapelle
leibhaftig auf dem Walpurgis Metal Days VII-Festival. Ein
Interview sollte die Folge sein. Kreischmeister und Gitarrist
Svartis beschreibt mir seine Horde als sehr vielschichtige und
geistig offene Musikgemeinschaft dennoch möchten
Nordafrost nicht mit zu viel Privatem an die Öffentlichkeit
treten, wie der Mann eindeutig klarstellt. Somit bezogen sich
meine eigentlich geplanten tiefsinnigen Fragen nachfolgend eben
auf eher allgemeine Thematiken.
Ja, ich kann dir aus sicherer Quelle sagen, dass bei uns
Alkohol getrunken wird. Lieblingssorte Bier? Ich glaube das
unterscheidet sich bei uns aber in unserem Proberaum haben
wir meist einen Kasten Germania stehen. Nicht nur vom Preis
äußerst attraktiv fünf Euro pro Kiste.
Der Nordafrost-Trommler und Svartis spielten damals noch in einer anderen Band, die sich so langsam ihr eigenes Grab schaufelte, wie ich erfuhr: So trafen wir uns ab und zu um eigene Ideen umzusetzen, die wir in besagter Band nicht verwirklichen konnten und um überhaupt weiter Musik zu machen die uns gefällt. Es dauerte nicht lange, da war Nordafrost unsere Hauptband und die andere Gruppe war Geschichte.
Meister Svartis resümiert zu diesem
Kontext: Obwohl unsere Gründung nun circa zehn Jahre her
ist, hat sich nicht viel an den musikalischen Zielen
geändert. Wir machen einfach unsere Musik und wollen ab und zu
live spielen das war früher so und es ist nach wie vor
nicht anders. Auch die musikalischen Interessen haben sich nicht
sonderlich verändert. Da haben wir immer noch dieselbe
Vorstellung wie früher. Ich finde das auch nicht verkehrt, da es
keinerlei Meinungsverschiedenheiten gibt wenn es um neue Stücke
geht. Es gäbe mit Sicherheit mehr Probleme, wenn sich einer von
uns in eine Richtung entwickeln würde, die die anderen nicht
begleiten.
Wir sprachen auch über Einflüsse und Inspirationen. Also
wenn du in meinen Plattenschrank gucken würdest, würdest du mit
Sicherheit das ein oder andere Mal erstaunt gucken, aber
prinzipiell ist ein Großteil dem Black- und Death Metal Bereich
zuzuordnen. Für mich persönlich sind da ganz weit oben:
Unanimated, Gates Of Ishtar, Dissection, Bathory und noch viel
mehr. Es wäre viel zu müßig hier eine Liste aufzuführen, da
es so dermaßen viele sind.
Fest steht: Nordafrost treibt ein kollektives Bauchgefühl an. Ein Gefühl, welches uns dazu bringt genau diese Art von Musik zu machen gepaart mit Aggressionen die wir in der Musik ausleben, so Svartis.
Es folgt ärgerlich
pauschalisierend ausgesprochenes: Ich weiß viel zu wenig
über die deutsche Szene um mir ein Urteil bilden zu können. Es
gibt mit Sicherheit viele sehr gute Bands die Teil dieser Szene
sind aber auch ebensoviel Müll.
Der Gruppenname Nordafrost gefällt mir sehr gut, da er sehr
naturverbunden klingt. Ich fragte daher bei dem Gitarristen nach,
ob die moderne dekadente und weltweit Mensch und Tier nach
Belieben ermordende globale Wohlstandsgesellschaft den Tod ihrer
neuzeitlichen Erscheinung verdient. Svartis erläutert: Das
ist ja mal eine Frage. Aber ich gebe dir zu 100% Recht, dass in
unserer heutigen Zeit ein unglaubliches Defizit an kulturellen
und künstlerischen Werten gibt. Guck´ dir doch mal den
durchschnittlichen Jugendlichen an: Absolut austauschbar,
identitätslos und gelangweilt. Meiner Meinung nach auch Resultat
aus eben jenen von dir angesprochenen Missständen. Mir wird
schlecht wenn ich so etwas sehe. Dennoch würde ich das nicht
explizit auf einzelne Staaten projizieren, denn das Problem gibt
es ja überall.
Die Texte von Nordafrost kommen
alle aus der Hand des Trommlers der Gruppe, da er laut Aussage
von Svartis das gewisse Feingefühl besitzt, um Emotionen und
Atmosphäre in Worte zu fassen. Zum größten Teil drehen
sich unsere Texte um fiktive Geschehnisse in der Natur. Hin und
wieder sind die Texte aber auch persönlicher und
gesellschaftskritisch, dann aber nicht plump geschrieben sondern
intelligent verpackt. Ich kann dir versichern, dass er sich
eingehend mit der Lyrik beschäftigt.
Der Sänger ist der Ansicht, dass die erste große
Trendwelle in Sachen Black Metal inzwischen schon
wieder vorbei ist. Es kristallisieren sich nun langsam
Gruppen heraus, die sich einen Scheiß um Trends kümmern
und andersrum genauso. Ob der Black Metal wieder größer wird
kann ich nicht beurteilen wir machen unser Ding und
stören uns einfach nicht daran.
© Markus Eck
(03.05.2007)